Freitag, 25. Dezember 2015

Jul;

Morgen soll's schneien. 20 cm. Hoffentlich haben sich die schwedischen Wetterfrösche auch keinen Scherz aus meinem Grinsegesicht gemacht, als ich davon gehört habe.
Weihnachten aber war auch ohne Schnee schön. Nachdem am Vorweihnachtsabend 3 von 4 Gastgeschwistern zuhause waren, wurde der Weihnachtsbaum geschmückt.
Rote Kugeln, deutsche von Mama gemachte Liederbuch-Engelchen, Schwedenflaggen, Strohherzen, Holzgeschnitztes, eine goldene Christbaumspitze vor altmodischer, cremefarbener schwedischer Mustertapete. Am Abend wurde Glögg getrunken und Obererthaler Stollen gegessen.
Pepparkakor und helle Plätzchen,
der Wettbewerb, wer sich den Mund beim Äpplemunkar essen zuletzt ableckt,
Geschenkverpackungen, beschriftet mit till Vera från mamma,
Julklappsrim-Stress vor dem Weihnachtsessen,
das anschließende Vorlesen und sich denken mit deutschem Akzent hört sich das sicherlich lustig an,
das Lachen, wenn der Reim missglückt ist, das trotzdem anerkennende Klatschen,
die Stille, als Kalenderbilder angesehen werden,
der Lärm, wenn ein altes Kinderspiel von Leuten mit dem gemeinsamen Durchschnittsalter von 210 Jahren gespielt wird und jeder sich mit Kinderstimme an damalige das war unfair!-Eskalationen erinnert,
das Rauskramen von alten Geschichten, die die Familie zum Lachen bringen,
das wohltuende Gefühl, wenn man vormittags in der Gemeindekirche steht und Weihnachtsessen für die Flüchtlinge austeilt.
Das Lachen, das einem entgegen strahlt.
Das Lachen, das man selbst lacht, wenn man vom großen Bruder als Schwester vorgestellt wird.
Kalle Anka mit mehr als der halben schwedischen Bevölkerung um Punkt 15:00 Uhr schauen,
der Duft von frischen Pepparkakor, der einen von Beginn Dezember im Haus begleitet,
die Überraschung, wenn man plötzlich merkt, dass man nur noch Schwedisch redet,
dass Englisch plötzlich wieder 2. Sprache geworden ist, und dass man mehr kann als man gedacht hätte,
die Anerkennung von Seitens meiner Gastfamilie, der kleine gewisse Stolz, den man sich selbst erlaubt.
Die Zugfahrten durch das halbe Land, um andere Austauschschüler zu treffen,
die Freude, wenn man Oma in Deutschland an Weihnachten anruft,
die Pakete aus Deutschland, von den wundervollsten Freunden, die man sich vorstellen kann - die lieben, lieben Briefe, die Gedanken auf Papier, die alleine mir gelten und für die jemand seine eigene Zeit gegeben hat.
Die kleine Heimwehattacke, wenn Papa sagt, beim Essen wird ein Bild von mir auf dem Tisch stehen.
Das 'Ich hab noch ein Paket oben, aber ich warte, ich will die Karte nicht wegpacken.'
Die schöne Zeit, die verstreicht, wenn man bis 2 Uhr nachts an einem Design-Pepparkakshus bastelt,
die Enttäuschung, wenn es nach 2 Tagen leider kollabiert,
und der Gastbruder, der alles daran setzt, es wieder aufzubauen.
Die älteste Gastschwester, die heimkommt und jeden im Haus glücklich macht, einfach mit ihrer Art.
Das ist, das war und das bleibt mein Weihnachten hier in Schweden.
Unvergesslich.





God Jul!
önskar 
Vera

2 Kommentare:

Schreib was Schönes...♥